
Shopping 2.0.
Immer mehr Chinesen shoppen im Internet. Charles Cao, CEO von ECMS Express, einem Unternehmen für die Logistik hinter dem Cross-border-E-Commerce, mischt kräftig mit.
Herr Cao, seit wann steht das Thema E-Commerce in China für Konsumenten, Behörden und Logistiker auf der Tagesordnung?
Erst Anfang dieses Jahrzehnts begannen sich Menschen in China überhaupt fürs Internetshopping zu interessieren. Noch 2013, als ich ECMS gegründet habe, war China ein E-Commerce-Entwicklungsland. Das lag schlicht an rechtlichen, dokumentarischen und zollbedingten Einschränkungen. Doch war längst klar, dass das ein gigantischer Wachstumsmarkt wird. Ich hatte mit Apex Logistics Inc. bereits eine Spedition gegründet und zu einem der weltweit führenden Anbieter für Lösungen im Frachtgeschäft entwickelt. Die Gründung eines E-Commerce-Logistikdienstleisters war für mich nur logische Konsequenz aus den Zeichen, die der Markt mir gab.
Was schätzen Ihre Landsleute am Cross-Border-E-Commerce, und wie hat er sich entwickelt? Was wird denn aus Übersee gekauft? |
China hat die USA und Europa beim OnlineShopping bereits überholt. Wie bewältigen Wirtschaft und Behörden die damit verbundenen Veränderungen? Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen dabei? Welche Wege nimmt die online gekaufte Sendung bei ECMS? |

Ihre Firma Apex Logistics ist extrem erfolgreich, gilt als Nummer-1-Forwarder in China und ist Nummer 25 weltweit. Wieso haben Sie innerhalb dieses Unternehmens nicht einfach einen Produktbereich für E-Commerce eröffnet?
Weil das klassische Speditionsgeschäft recht wenig mit den spezifischen Anforderungen an E-Commerce gemein hat. Das fängt mit der IT an. Für ECMS haben wir eine IT-Landschaft geschaffen, in welche die Technik all unserer Stakeholder integriert ist: die unserer Kunden, der Zollbehörden aller Zielländer und auch unserer Luftfracht-Carrier. Die Verzollung von E-Commerce-Sendungen hat ganz eigene Ansprüche, und auch die IT der Urversender unterscheidet sich ganz wesentlich von jenen in der klassischen Luftfracht. Unsere größten Kunden sind Amazon Europe und Amazon USA. Deren Systeme sind komplett mit unseren vernetzt. Schließlich ist die Fracht selbst in der Regel sehr viel kleinteiliger und heterogener. Wir sprechen hier von Bestellungen aller Größen, kleinsten Päckchen mit einer Gesichtscreme bis hin zu einem Riesenkarton mit einem Fahrrad. Bei alledem sind To-door-Lieferungen unser täglich Brot, die Prozesse müssen im Schlaf funktionieren. Auch Tracking und Tracing sind im E-Commerce-Bereich ein Muss. Jeder Kunde möchte genau wissen, wo sich seine Bestellung gerade befindet. Man muss also auf dieses ganz eigene Frachtsegment und seine Kundenanforderungen sehr gut eingestellt sein – und das sind die meisten klassischen Spediteure und auch die Cargo-Airlines nicht.
„Junge Chinesen geben ihr Geld gern für exklusive Produkte aus. Die sind oft nur übers Internet zu kaufen.“
„Junge Chinesen geben ihr Geld gern für exklusive Produkte aus. Die sind oft nur übers Internet zu kaufen.“
Charles Cao, CEO und Gründer von ECMS Express.
Zoll, Tracking, IT, Geschwindigkeit – E-Commerce stellt neue Ansprüche an alle Akteure der Transportkette, deshalb hat Apex-Logistics-Chef Cao mit ECMS eine eigene Firma für dieses Segment gegründet.
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Welche Anforderungen haben Sie als E-Commerce-Logistiker denn an Ihre Luftfrachtcarrier?
Zunächst einmal müssen sie da sein, wo wir sind. Wir haben große Hubs in mehreren Städten der USA sowie eine europäische Drehscheibe in den Niederlanden. Da liegt es nah, den Carrier zu nutzen, der vor Ort ist. Auch mit Lufthansa Cargo sind wir im Gespräch für einen geplanten Hub in Deutschland. Bis dahin schaffen wir es vielleicht gemeinsam, kreative und innovative Ideen zu entwickeln und ein E-Commerce-Produkt für unsere Ansprüche zu entwerfen. Insgesamt bin ich mit dem Angebot der Luftfracht-Airlines für meine Industrie nicht sehr zufrieden. Das E-Commerce-Geschäft wird schlicht noch nicht gut genug verstanden. Klassische Airmail-Produkte funktionieren für uns nicht, da die Anforderungen bei den Paketen mit konsolidierten Waren anders sind. Wir buchen daher zumeist klassische Standardfracht-Produkte, die aber oft nicht die Geschwindigkeit liefern, die uns wichtig ist. Aber das kann sich schon bald ändern – wir führen die notwendigen Gespräche.
Herr Cao, vielen Dank für das Gespräch!

E-Commerce wächst weiter.
Schon heute ist China mit 672 Milliarden Dollar Jahresumsatz der mit Abstand größte E-Commerce-Markt, bis 2019 soll sich das Volumen verdreifachen. Und auch danach könnte die Wachstumsgeschichte weitergehen, denn in drei Jahren wird vermutlich immer noch erst die Hälfte aller Chinesen online shoppen.