
Kaltstart!
Die Pharmabranche ist eine wachsende Industrie mit hohen Qualitätsanforderungen an die Logistikdienstleister. In diesem Segment hat Dachser Know-how aufgebaut und will weitere Marktanteile gewinnen – auch durch Zusammenarbeit mit Lufthansa Cargo.

Christoph Honermann ist bei Dachser Air & Sea Logistics für die Entwicklung des Life-Sciences-Geschäfts zuständig. „Bis 2015 laufen Patente von Arzneimitteln im geschätzten Wert von 150 Milliarden US-Dollar aus“, sagt er. Mit dem Ende des Patentschutzes werden diese Medikamente im direkten Wettbewerb zu günstigeren Generika-Produkten stehen. Da Generika gerade in den Schwellenländern immer stärker nachgefragt werden, wird das Transportvolumen aus den Produktionsländern steigen.
Doch nicht nur Generika sind der Grund dafür, dass die Pharmabranche, deren wertvolle Produkte häufig als Luftfracht verschickt werden, wächst und weiter steigende Transportvolumina zu erwarten sind: Die Pro-Kopf-Ausgaben für Medikamente gehen fast überall kontinuierlich nach oben, fortlaufend werden neue Therapien entwickelt, und weltweit haben immer mehr Menschen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen.

In den Vereinigten Staaten liegen die jährlichen Arzneimittelausgaben pro Kopf bei über 850 US-Dollar. In Indien hingegen sind es noch unter zehn US-Dollar. Das zeigt schon, wie stark der Nachholbedarf in einigen Ländern ist“, erklärt Christopher Dehio, Senior Manager Global Key Accounts Temperature Control bei der Lufthansa Cargo. Dachser hat bereits mehrere Jahrzehnte Erfahrung mit Pharma-Transporten. Aber die Entscheidung, Life Sciences als einen von fünf gesonderten vertikalen Märkten zu etablieren, liegt erst zwei Jahre zurück. Bei der globalen Expansionsstrategie des Unternehmens erleichtert die stärkere Strukturierung der Geschäftsbereiche Prozessstandardisierungen und Wissensmanagement, was bei komplexen Logistikprodukten unverzichtbar ist. Außerdem wird auch für Außenstehende ersichtlich, dass Dachser für die speziellen Anforderungen von Pharma-Transporten gewappnet ist.
„Für uns als Logistikdienstleister ist es wichtig, dass wir uns auf die Bedürfnisse unserer Kunden einstellen und Lösungen anbieten, die qualitativ hochwertig, zuverlässig und wiederholbar sind“, sagt Honermann. Unter dem Dach von Life Sciences differenziert Dachser fünf Produktgruppen: originale Arzneimittel, Generika, Biotech, Medizintechnik und Diagnostik. Die unterschiedlichen Produkte stellen teilweise sehr spezielle Anforderungen an den Transport. Zahlreiche Wirkstoffe sind heute komplexer und anfälliger, als es noch vor wenigen Jahren der Fall war.
„Bei vielen Präparaten ist die Temperaturführung das kritischste Element. Bei Betäubungsmitteln oder sehr hochwertigen Produkten müssen außerdem umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden“, so Honermann. Deshalb achtet Dachser penibel darauf, dass entlang der Transportkette nur absolut verlässliche Partner mit Transport und Handling betraut werden.

„Bei Lufthansa Cargo hat man das Wissen und die Erfahrung. Das ermöglicht eine sehr produktive Zusammenarbeit“, sagt Honermann. Dachser Air & Sea Logistics ist zurzeit in 30 Ländern aktiv. Das Life-Sciences-Segment soll mit einheitlichen Qualitätsstandards bis Ende des Jahres auf neun Märkten eingeführt sein. Dazu muss jeder Markt ein Roll-out-Prozedere durchlaufen. Die speziellen Gegebenheiten und Vorschriften des jeweiligen Landes müssen berücksichtigt werden.
Mitarbeiter in den Niederlassungen und in der Abfertigung erhalten Schulungen. Multiplikatoren nehmen an Trainings der Dachser Academy teil. Schließlich bestätigt eine Akkreditierung durch Envirotainer die Qualifikation im Umgang mit Kühlcontainern gemäß den Richtlinien der Good Distribution Practice.

Fachgerecht gekühlt in über 100 Länder.
Die Lufthansa Cargo kann mit ihrem weitreichenden Stations-Netzwerk fast überall auf der Welt fachgerecht temperatursensible Sendungen abwickeln. Die Angebote der Frachtfluglinie im Bereich Kühltransport werden unter dem Namen Cool/td zusammengefasst.
Dachser und Lufthansa Cargo arbeiten weltweit als globale Partner zusammen. So läuft auch ein großer Teil der Dachser-Pharmasendungen am Frankfurter Flughafen durch das Lufthansa Cargo Cool Center (LCCC). Hier gibt es sowohl die nötige Infrastruktur als auch qualifiziertes Personal. „Was wir von einem Carrier in der Pharmalogistik benötigen, passiert nur zum Teil in der Luft. Wesentliche Abschnitte der Door-to-door-Kühlkette werden am Boden abgewickelt“, erklärt Honermann.
Im LCCC am Frankfurter Flughafen gibt es Hallen unterschiedlicher kontrollierter Temperaturbereiche, die Bandbreite reicht von –40 bis +25 Grad Celsius. Darüber hinaus werden alle gängigen Behälter und Verpackungsmaterialien für passiv und aktiv gekühlte Sendungen abgefertigt.
Überall wachen digitale Temperaturanzeigen über den Temperaturverlauf. Beladene Paletten mit silberner Isolierfolie werden zum Transport fertig gemacht und Gabelstapler bringen die Kühlcontainertypen Uni- und Opticooler zur Verladung.
„Die Sendungen gehen alle mit Sensoren raus, damit nachgewiesen werden kann, dass der zulässige Temperaturbereich eingehalten wurde“, erklärt Christopher Dehio. Honermann und Dehio kommen zur selben Prognose, dass der Kostendruck in der Branche steigen wird. Seefracht wird bei länger haltbaren Präparaten wichtiger werden. Jedoch sei nicht zu erwarten, dass das Transportvolumen zurückgehen wird. „Der Druck des Marktes bestärkt uns nur in unserer Überzeugung, mit Partnern zu kooperieren, mit denen absolut effiziente Zusammenarbeit möglich ist“, sagt Honermann.
Fotos:
Ralf Kreuels